Gemeindebrief (barrierefrei)

II/2023: Bleiben oder gehen? Sieben gute Gründe, Mitglied in der evangelischen Kirche zu sein – Bleibet hier und wachet mit mir, wachet und betet. Taizé

Inhalt

  1. Andacht: Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn, er wird‘s wohl machen. Psalm 37,5
  2. „Protestanten kehren der Kirche den Rücken“,
  3. Was ist eigentlich Kirche?
  4. Sieben gute Gründe, Mitglied in der evangelischen Kirche zu sein
    1. Lebensbegleitung
      1. Taufe
      2. Trauung
      3. Begleitung im Tod
    2.  Gemeinschaft & Werte
      1. AG „Schöpfung bewahren“
      2. AG gegen rechts
    3. Spiritualität
      1. Zur Kirche gehört auch immer ein Marktplatz. Spiritualität – evangelisch gedacht
      2. Taizégebet
    4. Kinder & Jugendliche
      1. Angebote in der Arbeit für Kinder und Jugendliche
      2. Familienfreizeit
      3. Kinderchorgruppen
    5. Beratung & Lebenshilfe
      1. Diakonische Seniorenarbeit
      2. Krankenhausseelsorge
      3. Hochwasserseelsorge
      4. Notfallseelsorge –Erste Hilfe für die Seele
    6. Lebensrhythmen
      1. Die Sonntage und das Kirchenjahr
    7. Kultur & Soziales Leben
      1. Kirchenmusik
      2. Der Bücherschrank
      3. Schönheit der Kirche

Andacht: Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn, er wird‘s wohl machen. Psalm 37,5

Psalm 37,5 Liebe Gemeinde, viele Christen haben diesen Vers als Tauf- und Konfirmationsspruch mit auf ihren Lebensweg bekommen. Es ist die Zusage, dass Gott in der Lage ist, Dinge auf unserem Lebensweg zum Guten zu wenden, auch wenn wir selbst das von Zeit zu Zeit nicht sehen können. Der Beter, der diesen Satz im Psalm 37 formuliert, greift dabei auf eigene Erfahrungen zurück, in denen er Gottes Unterstützung erlebt hat, und auf die Erfahrungen seiner Vorfahren, deren Wege mit Gottes Hilfe in die Freiheit und zum Leben geführt haben. Der Beter taucht ein in das Vertrauen, das Menschen über die Jahrtausende in Gott gesetzt haben und das ihnen geholfen hat, ihr Leben zu bewältigen. Das ist aber kein unüberlegtes Nachlaufen oder die bequeme Abgabe von Verantwortung. Es ist die bewusste Entscheidung, die eigenen Wege nicht nur aus sich selbst heraus zu gestalten, sondern Gottes Rat und seine Begleitung in Anspruch zu nehmen, um mit seiner Hilfe gute Wege zu finden. Die Zusage, dass Gott unseren Wegen, auch den holprigen und schweren, einen guten Verlauf geben kann, gilt für persönliche Krisensituationen, in denen wir uns Gott anvertrauen, ihn um Hilfe und um einen guten Weg für uns bitten können. Sie gilt aber auch angesichts der großen Fragen und Krisen unserer Zeit. Auch die Kirche und unsere Gemeinde stehen vor großen Herausforderungen. Viele Menschen kehren der Kirche den Rücken, treten aus. In unserer Gemeinde haben Menschen, die lange Jahre das Gemeindeleben aktiv mit großem Engagement gestaltet haben, ihre Aufgaben niedergelegt. Und es wird nicht einfacher, Menschen zu gewinnen, die Kirche und Gemeindeleben mitgestalten und Verantwortung übernehmen möchten. Mit all dem, was uns in unserem persönlichen Leben und im Blick auf das Weltgeschehen und die Christenheit bewegt, können wir uns Gott anvertrauen und darauf hoffen, dass er uns gute Wege führen kann und will. Ich wünsche uns, dass wir dieses Vertrauen jeden Tag neu Gott entgegenbringen, nach ihm und seinen Wegen fragen und ihm unsere Wege anvertrauen, in dem Glauben, dass er uns, wie die vielen vor uns, in eine gute Zukunft führen wird.

Ihre Pfarrerin Stefanie Graner

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„Protestanten kehren der Kirche den Rücken“,

so titelte vor einigen Wochen die Lokalzeitung und neben dem Artikel fand sich ein Foto von zwei Totenschädeln, das eigentlich nicht zum Artikel gehörte, aber dennoch seine Wirkung nicht verfehlte. Die evangelische Kirche in Deutschland ist in der Krise und die Austritte machen auch vor unserer Friedenskirchengemeinde keinen Halt. Das hat uns in der Gemeindebriefredaktion veranlasst, diesen Gemeindebrief für Sie vorzubereiten, in dem wir Ihnen die sieben Gründe für eine Kirchenmitgliedschaft der EKD vorstellen und jeweils ergänzt haben mit Beispielen aus der Gemeindearbeit der Friedenskirchengemeinde, der Krankenhausund Notfallseelsorge und der Bildungsarbeit des Kirchenkreises. Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt dessen, was Kirche ist, und entbindet uns nicht von der Frage, was Kirche sein soll. Wir würden uns freuen, wenn wir darüber in unserer Friedenskirchengemeinde ins Gespräch kommen, bevor Sie austreten.

Stefanie Graner

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Was ist eigentlich Kirche?

Wir verwenden den Begriff Kirche in vielfältiger Weise, meinen damit ein Gebäude, wie die Friedenskirche, oder eine Konfession (evangelische/katholische /orthodoxe Kirche) oder die weltweite Christenheit. In der Bibel ist die Gemeinschaft der Glaubenden gemeint, wenn von Kirche die Rede ist. Im Neuen Testament findet sich an diesen Stellen das griechische Wort „ecclesia“ (Versammlung), im AltenTestament das hebräische Wort „kahal“ (die zum Gottesdienst versammelte Gemeinde). Gott ruft die Menschen immer wieder in seine Nähe und in die Gemeinschaft miteinander; und die Menschen versammeln sich, um die Nähe Gottes zu suchen und auf seine Botschaft zu hören. In der Apostelgeschichte wird erzählt, dass sich die erste christliche Gemeinde versammelte, um in der Gemeinschaft, in der Lehre, im Brot brechen und im Gebet zu bleiben (Apostelgeschichte2, 42). Christlichen Glauben und christliches Leben gab es von Anfang an nur in verbindlicher Gemeinschaft. Das war und ist keine individuelle Privatangelegenheit. Immer wieder sagen mir Menschen, dass sie sich Gott in der Natur viel näher fühlen als in der Kirche. Das kann ich gut verstehen. Auch ich empfinde in der Natur die Größe der Schöpfung und die Nähe zu Gott, dem Schöpfer. Doch kann ich das, wenn ich noch nie etwas von diesem Gott gehört habe, wenn ich die biblischen Geschichten gar nicht kenne? Auch dann kann ich sicherlich empfinden, was für ein Wunderwerk diese Erde ist mit all den Schönheiten, den Pflanzen, den Tieren, Wasser, Erde und Sonne. Aber den Bezug zu Gott werde ich nicht herstellen können und auch nicht den Bezug zu seinem Auftrag an uns Menschen, diese Erde zu lieben und zu bewahren. Es braucht die Versammlung, die auf Gottes Wort, auf die biblischen Geschichten hört und sich mit ihnen auseinandersetzt. Es braucht die Versammlung, die im Gebet, im Gespräch mit Gott bleibt, um Halt und Orientierung nicht zu verlieren. Es braucht die Versammlung, die Gemeinschaft feiert über alle Unterschiede und Ressentiments hinweg, um sich von Gott für den Alltag stärken zu lassen. Wo Menschen sich versammeln, um auf Gottes Wort zu hören, sich vom Evangelium, der guten Botschaft Gottes, bewegen zu lassen und daraus im Alltag ihr Leben zu gestalten, da ist Kirche.

Stefanie Graner

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Sieben gute Gründe, Mitglied in der evangelischen Kirche zu sein

Lebensbegleitung

Menschen finden in bewegenden Momenten wie Geburt, Heirat und Tod Begleitung und Zuspruch in der Kirche. Wichtige Übergänge des Lebens können gemeinsam gefeiert werden – im Bewusstsein einer Hoffnung, die sogar über den Tod hinausreicht. Und nicht nur an Feiertagen und zu besonderen Festanlässen wird der Gottesdienst in der Kirche zu einem Ort der Ruhe, der Hoffnung und der Besinnung.

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Taufe:

Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf all deinen Wegen, dass sie dich auf den Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einem Stein stoßest. (Psalm 91,11f;) Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin, wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele. (Psalm 139,14) Diese beiden Taufsprüche mögen unsere Kinder auf ihrem Lebensweg begleiten.

„Ja“ zu Gott – „Ja“ zum christlichen Glauben – „Ja“ zur christlichen Gemeinde! Zum ersten Mal „Ja“ gesagt haben wir vor ziemlich genau sieben Jahren. An diesem Tag sogar gleich zwei Mal. Zusammen mit unserem Sohn Luke sind wir in die Kirche eingezogen und haben ihn taufen lassen. Im Anschluss daran gaben wir uns das „Ja-Wort“ vor Gott. Dieser Tag ist neben den Geburten unserer Söhne der bedeutsamste Tag unseres Lebens und wir denken oft mit Freude und warmen Herzen daran zurück. Im April 2022 haben wir dann auch unseren Sohn Neil taufen dürfen. Da wir lange auf ihn warten mussten, sind wir Gott umso dankbarer, dass er ihn uns geschenkt hat. Denn als solches betrachten wir unsere Kinder – als Geschenk Gottes und deshalb haben wir auch den Taufspruch aus Psalm 139,14 gewählt: …wunderbar sind deine Werke… Zu dieser Zeit galt noch immer die Maskenpflicht, auch wenn wir Verständnis für diese Maßnahme hatten, so blieben jedoch manche Emotionen dahinter verborgen. Jede Medaille hat zwei Seiten, so auch diese, denn zu dieser Zeit streamte die Friedenskirche alle Gottesdienste für die Gemeindemitglieder, die dem Gottesdienst lieber virtuell gefolgt sind. So konnten wir das Taufritual später noch einmal bei YouTube anschauen. Ein ganz besonderes Geschenk, denn in der Aufregung bekommt man doch nicht jedes Detail mit. Ganz bewusst haben wir uns bei beiden Kindern dafür entschieden, sie erst mit 1,5 Jahren taufen zu lassen. Denn auch, wenn sie sich später nicht mehr daran erinnern können, so haben sie an diesem Tag dennoch wahrgenommen, dass sie im Mittelpunkt stehen und gefeiert werden. Auch wenn zwischen den beiden Taufen einige Jahre liegen, so haben sie doch ein paar Dinge gemein. Etwas ganz besonders ist für uns das Entzünden der Taufkerze an der Osterkerze gewesen, denn der Gedanke, dass daran schon unzählige Kerzen entzündet wurden und werden, die nun alle mit ihrem Licht das Leben der Täuflinge erhellen, ist ein ganz Bewegender. Der Taufbaum in der Friedenskirche zeigt diese ebenfalls, denn auch er trägt zahlreiche und ganz vielfältige Früchte. Die Kinder freuen sich immer wieder, wenn sie ihre Frucht daran entdecken. Ein tolles Zeichen der Zugehörigkeit zur Kirchengemeinde der Friedenskirche. Was beide Taufen zudem verbindet, ist die Frage an die Gemeinde, ob sie bereit ist, den Täufling aufzunehmen. Die Antwort „Ja, mit Gottes Hilfe!“ bereitet uns ein solch warmes und geborgenes Gefühl. Der Blick in die Gemeinde, in die Gesichter von Familienmitgliedern, Freunden, Bekannten und andere Gottesdienstbesucher*innen, die allesamt „Ja“ sagen zu uns und unseren Kindern, geben uns das Gefühl, nicht alleine zu sein. Genau diese Vermittlung von Geborgenheit, das Gefühl von Gemeinschaft und Zugehörigkeit, nie war es wichtiger als gegenwärtig. Gottes Zuwendung gilt allen Menschen, ohne Vorbehalt, bedingungslos für Jung und Alt – zu jeder Zeit!

Carolin Molitor

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Trauung:

Bereits im Frühjahr 2020 trafen wir uns mit Pfarrerin Graner, um das erste Mal über unsere Absichten einer kirchlichen Trauung zu sprechen. Wir wurden herzlich von Frau Graner empfangen und sprachen über unsere Motive und Wünsche, die wir an unsere Trauung haben. Doch diese wurden schnell durch die Pandemie auf Eis gelegt und es begann eine lange Phase des Wartens und Hoffens. Der Termin war für Oktober 2020 ausgemacht, aber es stand in den Sternen, ob es so gelingen konnte. Die Welt musste sich zunächst neu erfinden und uns gelang es sehr spontan, doch noch im Mai zumindest auf dem Standesamt zu heiraten, und uns wurde schnell klar, dass eine „Corona – Hochzeit“ genüge, also wurde umgeplant und mit großer Hoffnung in den April 2021 geschoben. Während dieser Phase hatten wir sehr viel Schriftverkehr und Telefonate mit Frau Graner und konnten unsere Sorgen und Befürchtungen bei ihr lassen und schöpften neuen Mut für eine Frühlingshochzeit. Doch bekanntermaßen kam es anders. Der Weihnachtslockdown machte auch vor unserem zweiten Termin nicht Halt und so entschlossen wir uns, direkt 18 Monate weiterzugehen, und planten für Oktober 2022. In der ganzen Zeit des Planens, Überlegens und Organisierens stellt man sich oft die Frage, ob es sich überhaupt noch lohnt. Einen Tag zu planen, der immer wieder verschoben wird, auf den man fast drei Jahre warten muss. Wir blieben mit Frau Graner in Kontakt und so konnten die Zweifel wieder ausgeräumt werden. Vermeintliche Probleme schwanden in Gesprächen und dann stieg die Vorfreude auf den Tag. Wir wurden belohnt mit einem herrlichen Tag, den wir so schnell nicht mehr vergessen werden. Und können an dieser Stelle auch noch einmal „Danke liebe Steffi, Danke für alles“ sagen.

Maximilian Brase

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Begleitung im Tod:

Der Weg nach Hause Der Glaube versetzt Berge und er gibt Halt. Halt, den man besonders in schweren Lebensphasen gut gebrauchen kann. Meine Mutter erkrankte an Alzheimer-Demenz, als sie gerade mal 71 Jahre alt war – jedenfalls wurde es zu diesem Zeitpunkt diagnostiziert. Wie ich heute weiß, schleicht sich diese Erkrankung schon lange Zeit vorher und oft von Angehörigen zu spät bemerkt an. Da meine Mutter keine Frau war, die ihre Emotionen gern ausplauderte, war es ein langer Weg bis zur Diagnose. Ein viel schwierigerer und leider qualvoller Weg, war ihre gesamte Erkrankung. Sowohl für sie, die alles durchleiden musste, aber auch für mich, die ich mich oftmals so ohnmächtig und hilflos gefühlt habe. Wir waren eng miteinander verbunden und bleiben es. Einige haben sich in der Zeit der Erkrankung von meiner Mutter abgewendet, weil sie mit der Demenz nicht umgehen konnten, aber ich habe auch sehr viel Unterstützung von liebevollen, helfenden Menschen erfahren. Meine Mutter war gläubig. Zwar besuchte sie kaum Gottesdienste, aber sie glaubte fest, betete für sich und zündete Kerzen in der Kirche an, wenn sie besonderen Beistand brauchte. Während der Jahre ihrer Erkrankung hat sie sehr gelitten. Meine Mutter war keine ‚entspannte‘ demente Frau, sondern litt extrem unter Ängsten. Wenn man sich einmal hineinzuversetzen versucht, absolut verständlich. Wie würden wir uns fühlen, wenn uns plötzlich nicht nur Namen entfallen würden, oder das, was wir aus dem Supermarkt noch mitbringen wollten, sondern auch alles, was uns einmal ausgemacht hat? Wenn wir unsere Biografie, gemeinsame Erinnerungen mit den Liebsten und am Ende selbst die alltäglichsten Dinge wie die Körpermotorik oder das Schlucken einfach vergessen würden? Wir haben viel versucht, diese Ängste meiner Mutter zu lindern – aber wie soll das gehen? Was soll man Beruhigendes sagen, wenn einem alles fremd vorkommt und man nur nach Hause will (was in der Demenz nicht das Zuhause bedeutet, wie wir es kennen – unsere Wohnung oder das Haus, in dem wir wohnen, sondern es meint das Gefühl von ‚Hier fühle ich mich sicher und geborgen‘)? Der Glaube und das Vertrauen, dass es da etwas Höheres gibt, haben in vielen Situationen geholfen. Wir haben mit ihr gebetet, immer häufiger je weiter ihre Erkrankung voranschritt und sich unerbittlich meine Mama nahm, wie ich sie kannte und liebte. Es kam in den letzten Lebenswochen so weit, dass meine Mutter ihre Angst und sicher auch die Schmerzen aufgrund der Bettlägerigkeit herausschrie. Was erstaunlich war, sie rief nicht nur nach ihrer Mutter oder dass sie nach Hause will; sie rief auch nach Gott und bat aus voller, verzweifelter Kehle darum, dass er ihr doch helfen möge. Und letztendlich holte Gott meine Mutter nach Hause. Im November 2021, keine zwei Monate nach ihrem 76. Geburtstag. Mein Lebensgefährte und ich durften bei ihr sein, konnten sie in Ruhe ihren Weg nach Hause gehen lassen. So sehr es mir das Herz auch brach und mit ihrem Tod das eingetreten war, gegen was ich mit ihr in den letzten Jahren so gekämpft hatte, so sehr war es wirklich ihre Erlösung nach all dem Leiden. Am Abend nach ihrem Tod, hatte ich plötzlich eine Ruhe in mir. Da war die starke Gewissheit ‚Mama, jetzt bist Du zuhause‘. Es war klar, dass die Trauerfeier für meine Mutter eine evangelische sein sollte und mit den wärmsten Empfehlungen wurde uns vom Bestattungsinstitut der Kontakt zu Pfarrerin Frau Graner hergestellt. Natürlich stand ich in der Zeit neben mir, so viel musste organisiert werden, und gleichzeitig ist man mit der Trauer beschäftigt. Frau Graner hat sich zur Vorbereitung der Trauerfeier sehr viel Zeit genommen und wir haben uns warmherzig empfangen gefühlt. Frau Graner hat uns zugehört, als wir Anekdoten über meine Mutter berichteten und uns an gemeinsame Zeit erinnerten. Sie hat uns weinen lassen und mit ihrer empathischen und ruhigen Art versucht, uns zu stützen. Wir hatten an diesem Abend das Gefühl, dass da jemand wirklich daran interessiert ist, wie meine Mutter so war, um eine schöne und individuelle Beisetzung gestalten zu können. Die Trauerfeier und die Beerdigung waren so würdevoll und schön, dass ich sehr dankbar daran zurückdenke. Frau Graner hat aus unseren Anekdoten ein liebevolles Erinnern an meine Mutter gestaltet, das in passende Stellen aus der Bibel eingebettet war. Die Musik dazu durfte ich nach dem besonderen Geschmack meiner Mutter frei wählen und Frau Graner hat ihre Rede so gehalten, dass auch die Musik und deren Bedeutung für meine Mutter erklärend Raum gefunden haben. Alle, die meine Mutter auf dieser letzten, feierlichen Reise begleitet haben, waren sehr bewegt davon, wie herzlich und würdevoll eine kirchliche Beisetzung sein kann. Einige Wochen nach der Beisetzung rief mich Frau Graner an, um nachzufragen, wie es mir geht. Diese Form der kirchlichen Begleitung war wohltuend und wenn die Trauer zu schlimm geworden wäre, hätten wir uns vertrauensvoll an sie wenden und um ein erneutes Gespräch bitten können. Als genau ein Jahr vergangen war, wurden wir im letzten November mit einem persönlichen Anschreiben zum Ewigkeitssonntag zum Gottesdienst der Friedenskirche eingeladen. Wieder waren wir und unsere Begleitungen gerührt, wie liebevoll der Gottesdienst für alle gestaltet wurde. Der Ablauf samt Bezug auf ein hoffnungsvolles Bild von Hieronymus Bosch war wohl überlegt, die musikalische Untermalung sehr bewegend und die Idee, dass jeder Trauernde am Ende in stillem Gedenken eine Kerze anzünden durfte und diese entweder in der Kirche stehen lassen oder mit nach Hause nehmen durfte, haben wir als herzerwärmend empfunden. Dass es Menschen in dieser Gemeinde gibt, die individuell auf die Bedürfnisse Trauernder schauen, die sich Zeit nehmen zuzuhören und dabei eine Wärme und Herzlichkeit haben, ist etwas ganz Besonderes. Ich bin sehr dankbar, dass meine Mutter diese Trauerfeier bekommen hat und dankbar dafür, dass auch mir und meinen Erinnerungen und Tränen in der Trauer Zeit geschenkt wurde. Ich bin fest davon überzeugt, dass es nach dem Tod weitergeht. Da gibt mein Glaube mir Halt. Ebenso wie Menschen, die diesen Glauben so warmherzig vermitteln können.

Katja Schmitt

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Gemeinschaft & Werte

In der Kirche lässt sich im Kleinen und im Großen Gemeinschaft erleben. Dies reicht von der Kirchengemeinde bis zur weltweiten Gemeinschaft der Christen und Christinnen. Menschen können hier miteinander ihre Freude und Trauer teilen, feiern und singen, beten und helfen, diskutieren und lernen. Die Gliedkirchen der EKD bieten in den Gemeinden wie in der gesamtkirchlichen Vertretung Strukturen demokratischer Mitbestimmung. Die Kirche achtet jeden Menschen als Geschöpf Gottes als besonders wertvoll. Darum sind Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung christliche Werte, für die Kirche auch öffentlich eintritt. Der christliche Glauben trägt bei zu einem menschenwürdigen Arbeiten, zu einem friedlichen Zusammenleben und zum Schutz unserer Umwelt.

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AG „Schöpfung bewahren“

Unsere AG „Schöpfung bewahren“ hat sich in letzter Zeit intensiv mit Fragen des Klimawandels beschäftigt. Basis war zunächst die gemeinsame Lektüre und Diskussion des von der Bundeszentrale für Politische Bildung empfohlenen Bändchens „Kleine Gase – Große Wirkung. Der Klimawandel“. Die Verfasser, David Nelles und Christian Serrer, Studenten der Wirtschaftswissenschaften, haben darin wissenschaftlich fundierte Informationen zum Klimawandel anschaulich zusammengestellt. Ein kleiner Überblick über den Inhalt des Buches haben wir in Heft III/2021 dieses Gemeindebriefes gegeben. Mittlerweile lesen wir gemeinsam den Fortsetzungsband von Nelles und Serrer „Machste dreckig – Machste sauber. Die Klimalösung“. In welchen Sektoren und in welchen Regionen der Welt welche unterschiedlichen technischen Lösungen vorgeschlagen oder bereits realisiert werden und mit welchen Risiken und Kosten diese verbunden sind, versuchen wir in der gemeinsamen Diskussion nachzuvollziehen. Vielleicht haben Sie Lust, mitzudiskutieren und zu planen. Wir freuen uns über neue Aspekte, Fragen und Argumente. Wem diese Diskussionen zu theoretisch sein sollten: Wir haben in der Vergangenheit auch viel Praktisches und Anschauliches gemacht (z.B. eine Waldführung zum Baumsterben im Kottenforst, Besuch des Braunkohletagebaus Garzweiler und der Passivhaus-Kirche in Heinsberg, Führung im Braunkohlekraftwerk Niederaußem, Projekt „100 Haushalte wechseln zu KirchenProjekt-Strom“), Aktionen auf Gemeindefesten (incl. Pflanzen von Weißdorn-Samen, Bau von Bienenhotels, Anpflanzen heimischer Gewächse auf der Kirchwiese). Weitere Anregungen nehmen wir gerne auf. Übrigens: Die heutige AG basiert z.T. auf Mitgliedern einer Gruppe von Frauen unterschiedlicher Motivation und religiöser Bindung, die sich in Bonn im Anschluss an die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986 gebildet hatte. Ziel war es, sich gegenseitig und mit Hilfe von Fachleuten zu informieren sowie Aktionen auch außerhalb von Kirchengemeinde durchzuführen. Uns wurde deutlich, dass die propagierte saubere (und großzügig geförderte) Kernenergie tödliche Gefahren barg, und das für unvorstellbar lange Zeit. Bei der Suche nach einem Raum wandte sich diese Gruppe bewusst an die Kirche (in diesem Fall an unsere Friedenskirche), ein Zeichen, dass uns derartige Aufgaben zugeschrieben werden.

Renate Ohly

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AG gegen rechts

Radikalismus, Hass und Krieg schaden der Seele! Wir haben eine Arbeitsgemeinschaft gegen rechts gegründet, da wir der Überzeugung sind, dass Christen deutlich machen müssen, das Ausgrenzung, Hass, Populismus, Antisemitismus und rechtes Gedankengut nicht mit unseren christlichen Werten vereinbar sind. Uns ist es als Friedenskirchengemeinde wichtig, Menschen mit dieser Arbeitsgemeinschaft einen Ort zu geben, an dem sie Rüstzeug bekommen und Stärkung für ihre Position und Werteeinstellung erfahren können. Gleichzeitig möchten wir durch verschiedene Aktionen in der Öffentlichkeit als Christen auf unsere Position gegen Fremdenfeindlichkeit, Hass, Radikalismus und Gewalt aufmerksam machen. Wir sind davon überzeugt, dass gerade in politisch unruhigen Zeiten Christen und christliche Gemeinden hier einen wichtigen Beitrag für ein gutes gesellschaftliches Zusammenleben leisten können und müssen. Es muss deutlich gemacht werden, dass die Kirche jeden Menschen als wertvolles Geschöpf Gottes achtet und dafür öffentlich eintritt.

Klaus Joachim Peter

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Spiritualität

Für die Suche nach Gott, den eigenen Glauben und Lebenssinn bieten die Landeskirchen vielfältige und offene Räume wie AnsprechpartnerInnen in ihren Gemeindehäusern und Kirchen, in Gruppen oder Bildungsveranstaltungen, in Kursen und Tagungshäusern. Ob im Gesang oder Gebet, ob im Lesen der Bibel oder in der Meditation, ob im Lernen und Diskutieren über Themen – jeder und jede kann seinen oder ihren eigenen spirituellen Weg gehen.

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Zur Kirche gehört auch immer ein Marktplatz. Spiritualität – evangelisch gedacht

Spiritualität hat etwas mit dem Geist zu tun. Das lateinische Wort „spiritus“ für „Geist“ steckt ja schon im Wort selbst drin. Spricht man in der Evangelischen Kirche von Spiritualität, denkt man zunächst die Vielzahl der unterschiedlichen Gottesdienste, die wir in unseren Kirchen und Gemeindehäusern feiern. Auch die Tageslosung oder das Tischgebet gehören für viele zu der alltäglich gelebten, evangelischen Spiritualität dazu. Die Frage nach Gott ist aber nicht auf diese Kernbereiche des christlichen Lebens begrenzt. Evangelische Spiritualität findet auch nicht weniger außerhalb der Kirchenmauern und der eigenen vier Wände mitten im Alltag des Lebens statt. Denn hier stellen sich die grundlegenden Fragen nach dem Ziel und der Bestimmung des Lebens, nach dem eigenen Standpunkt im Weltgeschehen und nach der eigenen Identität in all der Komplexität unserer Gegenwart. An diesem Ort hat das Evangelische Forum in Bonn seinen Auftrag. Mit der Bildungsarbeit bringt es in unterschiedlichsten Formaten den christlichen Glauben mit den Kräften und Strömungen unserer Gesellschaft in ein Gespräch. Sehr bewusst arbeiten wir mit vielen verschiedenen Kooperationspartnern aus Kirche, Kultur und Gesellschaft zusammen, um anregend auf Augenhöhe und theologisch fundiert den Glauben und die Themen unserer Zeit zu reflektieren. Wir probieren neue Wege mit der Entwicklung des Xtra-Platzes vor der Kreuzkirche aus, auf dem nicht nur Konzerte stattfinden, sondern auch Diskussionsformate und Impulse, die Menschen im Denken und Handeln inspirieren wollen. Wir erkunden digitale Möglichkeiten, um miteinander im Kontakt und im Gespräch zu bleiben. Zur Kirche gehört eben immer auch ein Forum oder besser gesagt ein Marktplatz, auf dem die Inhalte des Glaubens und die Fragen der Gegenwart diskutiert werden können. Die Evangelische Kirche in Bonn bietet mit dem Forum eine besondere Möglichkeit des lebensbegleitenden Lernens für alle Interessierten in der Stadt und in den Gemeinden. „Glauben. Denken. Verantworten.“ Darum geht es.

Pfarrer Martin Engels, Leiter des Evangelischen Forums Bonn

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Taizégebet

Für die Suche nach Gott, den eigenen Glauben und Lebenssinn bieten die Landeskirchen vielfältige und offene Räume wie AnsprechpartnerInnen in ihren Gemeindehäusern und Kirchen, in Gruppen oder Bildungsveranstaltungen, in Kursen und Tagungshäusern. Ob im Gesang oder Gebet, ob im Lesen der Bibel oder in der Meditation, ob im Lernen und Diskutieren über Themen – jeder und jede kann seinen oder ihren eigenen spirituellen Weg gehen. Kampf und Kontemplation sind die Pole, zwischen denen sich christliches Leben nach Frère Roger, dem Gründer der ökumenischen Gemeinschaft von Taizé, spannen sollte. Die Spiritualität von Taizé ist unangepasst. Darin liegt einer der Gründe für die Anziehungskraft des Ortes. Zeit haben, Stille finden, in der Einfachheit zu sich selber kommen. Mit den Worten von Roger Schütz im „Heute Gottes“ leben. Wir wollen diesen Geist von Taizé einmal im Monat in unserer Friedenskirche lebendig werden lassen. In den vierzig Minuten des Gebets nehmen wir uns Zeit, zu uns selbst zu finden, in der Einfachheit der Gesänge und den Wiederholungen der Liedtexte erfahren wir Kontemplation und Ruhe. Wir hören auf Gottes Wort, das uns hilft, von unserer Ichbezogenheit zu Selbstvergessenheit zu kommen. So lassen wir die Wochen gemeinsam ausklingen. Der nächste Termin für das Taizégebet ist am 9. Juni um 19:30 Uhr in der Friedenskirche.

Ingrid Holzscheiter und Elisabeth Otto

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Kinder & Jugendliche

Die Kirche ist ein besonderer Ort für die Kinder. In Krabbelgruppen, Kindergärten, im Kindergottesdienst und später im Konfirmandenunterricht und in der Jugendarbeit begleitet die Kirche auf der Grundlage christlicher Werte den Lebensweg junger Menschen von klein auf bis zum Erwachsenwerden. In der evangelischen Kirche stehen hierbei die Stärkung von Glauben und Vertrauen und der Sinn für Gemeinschaft, Solidarität und Gerechtigkeit im Vordergrund.

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Angebote in der Arbeit für Kinder und Jugendliche

Es gibt Kinder- und Jugendgruppen in den Kirchengemeinden, in denen junge Menschen mit Gleichaltrigen Schönes, Spannendes, Kreatives und Inspirierendes erleben, Gemeinschaft erfahren, in geschütztem Rahmen sich ausprobieren können, selbst Verantwortung übernehmen dürfen, Vorbilder kennenlernen und natürlich auch etwas über die geistliche Dimension unseres Lebens erfahren. Und wer war nicht auch mal mit auf einer Kinderund Jugendfreizeit und kann erzählen vom Sitzen am Lagerfeuer und Stockbrotgrillen, vom Liedersingen in großer Runde, von Abenteuern in der Natur, besonderen Gottesdiensten an außergewöhnlichen Orten, Spielen, Spaßhaben und Diskutieren bis tief in die Nacht? Das alles bieten die Kirchengemeinden jungen Menschen an, weil es ihnen ein Anliegen ist, Kinder und Jugendliche auf ihrem Weg ins Erwachsenwerden zu begleiten. Und natürlich gibt es auch die kirchlichen Rituale, die das unterstützen: Taufe, Ki-Ta-Gottesdienste, Einschulungs- und Abschlussfeiern, Konfirmation und meist auch noch ein Festgottesdienst zum Ende der Schulzeit. Qualifizierte Fachkräfte –Erzieher*innen, Sozia- lund Religionspädagogen, Diakone, Jugendleitungen usw. – sorgen dafür, dass die Kirche auch für junge Menschen offene Türen hat. Und aus den jungen Menschen werden die Erwachsenen, die die Kirche von morgen gestalten werden. Das war schon immer so. Fragen Sie doch mal herum, wer von denen, die sich in einer Kirchengemeinde engagieren, Angebote kirchlicher Jugendarbeit erlebt hat?

Henrike Westphal

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Familienfreizeit

Gemeinschaft und Freundschaften finden bei der Familienfreizeit. Hier trifft man Gleichgesinnte, kann sich über Erziehungs- und Glaubensfragen austauschen, Kontakte knüpfen, neue Freundinnen und Freunde treffen, Spaß haben. Die Familienfreizeit, die in einer nahegelegenen Jugendherberge stattfindet, soll Raum geben für gemeinsame, spielerische Aktivitäten mit Kindern und Erwachsenen und den Aufenthalt in der Natur. Zugleich bieten die Abende, wenn die Erwachsenen unter sich sind, Gelegenheit, zu einem vertieften Austausch zu einem Thema, das Kopf, Herz und Hand anspricht. Oft bleibt es nicht bei einer einmaligen Fahrt, sondern man trifft sich wieder, „alte“ und „neue“ Familien mit Kindern jeden Alters wachsen zu einer Gruppe zusammen und freuen sich auf das Wiedersehen im nächsten Jahr.

Annette Ziegler

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Kinderchorgruppen

Das Singen der Kinder und Jugendlichen in den Kinderchorgruppen der Friedenskirche ist mehr als nur das Erarbeiten und Aufführen von Liedern, Singspielen, Musicals usw. Das gemeinsame Teilen eines selten öffentlich ausgelebten Hobbys und das Miteinander, geprägt von verschiedener Herkunft und sozialen Umfeldern, stärken und fügen zusammen, sodass Freundschaften entstehen. Gleichzeitig lernt man durch ChorRegeln eine Form des Umgangs, die es ermöglicht, dass Proben und Aufführen gelingen und jede und jeder füreinander einsteht und sich gegenseitig stärkt und ermutigt. Die Singstimme ist „Spiegel der Seele“. Diesen Spiegel sich unbewusst gegenseitig vorzuhalten, stärkt das Selbstbewusstsein und trägt dazu bei, dass kleine oder große Aufführungen umgesetzt werden. Mit der Aufführung, selbst in kleiner Form z.B. beim Singen im Gottesdienst, entsteht Glück und Zufriedenheit. Spaß und Gemeinschaft stehen im Vordergrund.

  1. Pflüger

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Beratung & Lebenshilfe

Kirche engagiert sich im Geist christlicher Nächstenliebe für Ratsuchende und Schwächere in der Gesellschaft. In besonderen Krisen- und Lebenssituationen finden Menschen Ansprechpartner*innen und Seelsorger*innen, wie z.B. im Krankenhaus, bei der Telefon- und Notfallseelsorge, bei Familien- und Partnerschaftkonflikten oder in Pflegeheimen. Viele haupt- und ehrenamtlich Engagierte setzen sich für ein menschliches Klima ein, wo Institutionen und Dienste zunehmend von wirtschaftlichen Zwängen bestimmt werden.

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Diakonische Seniorenarbeit

Als Gemeindeschwester in der diakonischen Seniorenarbeit der Friedenskirchengemeinde berate ich Menschen in ihren Nöten und Fragen und begleite sie bei der Suche nach Hilfsangeboten zur gesundheitlichen und hauswirtschaftlichen Versorgung. Auch Fahrdienste und die Begleitung zu Arzt- und Therapiebesuchen sowie Einkäufe gehören zu meinen Aufgaben. Der Wunsch, so lange wie möglich selbstbestimmt im vertrauten Umfeld zu bleiben, bewegt viele ältere Menschen. Eine eingeschränkte Mobilität oder zunehmende gesundheitliche Herausforderungen erfordern jedoch Hilfsangebote für die Alltagsbewältigung. So leiste ich Unterstützung bei der Vermittlung mobiler Dienste wie z.B. ein Pflegedienst bei Eintreten einer Pflegbedürftigkeit, Essenslieferung nach Hause oder Anbieter für häusliche Notrufsysteme. Viele entscheiden sich aber auch für eine Lebensform im betreuten Wohnen oder möchten vorsorglich eine Heimunterbringung sichern. Hier helfe ich bei der Recherche, Besichtigungsterminen und der Umzugsvorbereitung. Als Gemeindeschwester führe ich selbst keine pflegerischen oder hauswirtschaftlichen Tätigkeiten aus. Während meiner Hausbesuche im persönlichen Gespräch habe ich ein offenes Ohr für die Bedürfnisse und Sorgen älterer Menschen. Über die Angst zunehmender körperlicher Beeinträchtigung hinaus und die Fragen zur Alltagsbewältigung begegnet mir häufig das Thema Alleinsein und Einsamkeit. Vielfach sind die Angehörigen nicht in greifbarer Nähe und Bekannte und Freunde inzwischen selbst erkrankt oder verstorben. Die Information und Vermittlung zu wohnortnahen Begegnungsmöglichkeiten wie z.B. Gesprächskreisen, kreativen Angeboten aber auch Treffpunkten zur Mobilitätsförderung werden dankbar angenommen. Diese Unterstützungsangebote leistet das Team der diakonischen Seniorenarbeit, zu dem neben mir als Gemeindeschwester mit 25 Wochenstunden auch Frau Ibrahim, Herr Brenmöhl und Herr Refahi, jeweils im Minijob, gehören. Weiterhin sind wir sehr dankbar, einen Kreis von ehrenamtlichen Mitarbeitern zu haben, die zusätzlich Besuchsdienste z.B. an Geburtstagen übernehmen. Es ist ihnen eine Herzensangelegenheit, sich Zeit zu nehmen für die Anliegen der Menschen. Wir hoffen und wünschen uns, dass dieser Kreis noch größer wird, denn der Bedarf in unserer Gesellschaft ist groß.

Sandra Lüke

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Krankenhausseelsorge

Nicht allein mit meiner Krankheit Wer krank ist, muss sich darauf einstellen. Oft muss er sein Leben ändern. Manches geht nicht mehr wie vorher. Manche Gewohnheit oder Handlungs- und Lebensweise hat krank gemacht. Wer krank ist, muss nachdenken: Warum ist das passiert? Habe ich etwas falsch gemacht? Was kann ich, muss ich anders machen? Das sind existentielle Fragen. Wer im Krankenhaus liegt, hat Zeit darüber nachzudenken. Sie oder er muss viel warten, dass etwas passiert. Warten auf Untersuchungen. Warten auf Untersuchungsergebnisse. Auf Antworten. Aber auch warten, dass Pflegepersonal kommt, wenn ich Hilfe brauche. Warten auf Besuch. Warten, warten, warten. Das verlangt viel Geduld. Als Seelsorger im Krankenhaus besuche ich die Menschen. Sie können mit mir über ihre Fragen, ihre Sorgen, ihre Unruhe sprechen. Foto: pixabay Als Krankenhausseelsorger höre ich ihnen zu und versuche, ihnen verstehen zu helfen. Ich versuche ihre Geduld und Hoffnung zu stärken. Weil ich zum Schweigen verpflichtet bin, können sie mit mir ohne Sorge über alles reden. Ihre Geheimnisse sind unter dem Seelsorgegeheimnis sicher. Außerdem macht die Krankenhausseelsorge spirituelle Angebote mit Patientenbriefen, Gottesdiensten und Andachten. Alles, damit die Patientinnen und Patienten spüren: Wir sind nicht allein. Andere Menschen nehmen Anteil.

Dirk Voos

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Hochwasserseelsorge

Es tut in der Seele weh. ..Stellen Sie sich vor: In wenigen Stunden ist Ihr Haus, Ihre Wohnung so voll Wasser gelaufen, dass fast alles zerstört oder unbrauchbar geworden ist. Sie haben Ihr Heim verloren. Sie erinnern sich, wie Sie ganz schnell in Sicherheit fliehen mussten. Sie haben schreiende Menschen gehört, die um Hilfe riefen. Sie vermissen Menschen und trauern. Sie sind ungeduldig, weil es so lange dauert, die Schäden zu beheben. Sie sorgen sich um die Zukunft und haben Angst vor der nächsten Katastrophe. So geht es den Menschen in den im Juli 2021 überfluteten Gebieten immer noch. Deshalb brauchen sie nicht nur Wiederaufbauhilfe, sondern auch Zeit für ihre Seele. Vom 1. Dezember 2021 bis 31. Dezember 2022 habe ich deshalb als Seelsorger mit mehreren Kolleginnen und Kollegen in der Hochwasserseelsorge in der Eifel und im Ahrtal gearbeitet. Bei und nach Katastrophen ist nicht nur Sofortbetreuung notwendig, sondern neben der Versorgung der körperlichen und materiellen Schäden auch psychosoziale und seelsorgliche Betreuung der Menschen. Die Menschen sollen mit ihren Ängsten, Klagen, Zweifeln und Sorgen nicht allein gelassen werden. Sie sollen spüren, da gibt es Menschen, die ihnen zuhören, die sich für sie interessieren. Für diese große zusätzliche Aufgabe reichen die normalen Kräfte vor Ort nicht. Deshalb haben die Evangelische Kirche und die Diakonie Katastrophenhilfe dafür ein mehrjähriges Projekt mit extra dafür eingestellten diakonischen Mitarbeiter*innen und Seelsorger*innen gestartet. Dadurch wird den Menschen beim Ausfüllen von Formularen geholfen, werden diakonische Hilfen vermittelt. Seelsorger*innen bieten seelischem Beistand an. Sie zeigen den Menschen, dass sie nicht allein sind. Sie helfen, den Alltag zu bewältigen.

Dirk Voos

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Notfallseelsorge –Erste Hilfe für die Seele

Oft liest man den Satz in der Zeitung: „Notfallseelsorger kümmerten sich….“ Was macht eigentlich die Notfallseelsorge? Und wer sind die Notfallseelsorgenden? Die Notfallseelsorge wurde von den beiden großen Kirchen in Deutschland nach dem großen Zugunglück in Eschede gegründet. Ziel war es, Menschen, die unmittelbar von einer Katastrophe oder einem Unglück betroffen sind, in den ersten 24 Stunden beizustehen. Dabei geht es nicht um Trost und es geht auch nicht um eine liturgische Begleitung. Menschen, die plötzlich von einem Unglück betroffen sind, erleben das totale Gefühl von Ohnmacht. Wenn mein geliebter Partner oder meine Partnerin plötzlich verstirbt, fragt man sich „Auf was kann ich mich in dieser Welt noch verlassen?“ Es ist psychologisch mehr als wichtig, dass die Menschen wieder Kontrolle über ihr Leben zurückgewinnen. Dabei geht es nicht um richtig oder falsch, sondern um die Erfahrung, dass trotz aller Ohnmacht und Katastrophe ich bestimmte Dinge unter Kontrolle habe. Die Psychologen nennen das „Eigenmächtigkeit“. So kann es durchaus sinnvoll sein, mit einem kleinen Kind, das plötzlich Vater oder Mutter verloren hat, Eis essen zu gehen. Denn die Erfahrung, dass ich Erdbeereis sage und Erdbeereis bekomme, bedeutet für die Seele ein Stück Sicherheit, Kontrolle und Normalität. Die Notfallseelsorge Bonn/Rhein-Sieg wird von den Leitstellen der Feuerwehr und der Polizei z.B. nach plötzlichen Todesfällen, bei Unfällen, nach Suiziden und bei betroffenen Kindern gerufen. 80 % der rund 50 Notfallseelsorger*innen sind fachlich ausgebildete Ehrenamtler*innen. Die Notfallseelsorge ist 24 Stunden, 7 Tage in der Woche erreichbar. Die Kosten von Ausbildung und z.B. Fahrtkosten werden von den Kirchen getragen. Im letzten Jahr wurde die Notfallseelsorge in unserer Region 381 Mal alarmiert. Dieser Dienst der Kirchen richtet sich an alle Menschen, egal ob sie gläubig oder ungläubig, kirchlich gebunden oder nicht kirchlich gebunden sind. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass später auftretende Traumata um 60 % verhindert werden können, wenn den Menschen rechtzeitig Begleitung angeboten wird. Dieser Dienst wäre von staatlichen Stellen nicht leistbar. Und so reden wir neben der menschlichen Begleitung auch von Millionen von Euro, die ansonsten nachträglich für Traumatherapien bereitgestellt werden müssten. Somit ist die Notfallseelsorge ein wichtiger und unverzichtbarer Dienst der Kirchen für die gesamte Gesellschaft. Er wird getragen von professionell ausgebildeten und hochmotivierten Mitarbeitenden aus den Reihen der christlichen Gemeinde. Seit einigen Jahren sind wir auch dafür dankbar, dass wir von muslimischen Notfallseelsorger*innen unterstützt werden.

Albi Roebke, Evangelischer Koordinator der Notfallseelsorge Bonn/Rhein-Sieg

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Lebensrhythmen

Die kirchlichen Sonn- und Feiertage prägen das Jahr. Sie unterbrechen den Alltag und schaffen eine Atempause im Arbeitsleben, damit die Menschen Ruhe, Abstand und neue Kraft finden können. Und mit ihren Themen, ihrer Musik und ihrer Atmosphäre ermöglichen sie es, über alle Geschäftigkeiten des Alltages hinaus Sinn und Tiefe des eigenen Lebens zu erfahren. Darum setzt sich die Kirche für den Erhalt der Sonn- und Feiertage ein.

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Die Sonntage und das Kirchenjahr

Der Sonntag geht zurück auf den biblischen Schöpfungsbericht am Beginn der Bibel im ersten Buch Mose. Dort wird erzählt, dass Gott an sechs Tagen die Erde erschafft und am siebten Tag ruht. Im zweiten Buch Mose gibt Gott, der in die Freiheit führt, den Menschen die zehn Gebote, auch das Gebot, den Sabbat, diesen siebten Tag, zu heiligen. Schabbat bedeutet wörtlich übersetzt „Ruhetag, Ruhepause“, von hebräisch [ʃaˈvat] „aufhören, ruhen“. In Verbindung mit Objekten nimmt es die Bedeutung „(mit etwas) aufhören, (von etwas) ruhen“ sowie „feiern“ an. Die Menschen sollen an diesem Tag aufhören mit dem, was sie beschäftigt, um sich ganz auf Gott zu konzentrieren. In der christlichen Tradition wird der Sonntag, der Tag der Auferstehung Jesu Christi, dieser Tag des Aufhörens und des Feierns. Es geht um die Unterbrechung des eigenen Alltags und um das Sich Öffnen für Gott, um neue Kraft und neue Perspektiven eben für diesen Alltag zu gewinnen und sich befreien zu können von dem, was uns unterdrückt und am Leben hindert. In der Friedenskirche feiern wir sonntags Gottesdienst, um Gott nahe zu sein, ihm Raum zu geben und innezuhalten von unserem eigenen Tun. Das begehen wir mit unterschiedlichen Gottesdienstformen, um Menschen verschiedenen Alters und verschiedener Bedürfnisse einzuladen und anzusprechen. Es gibt den Sonntagsgottesdienst, Kindergottesdienst, den Gottesdienst für kleine Leute, Familiengottesdienste, Gottesdienste zu besonderen Anlässen und Gedenktagen und die Festgottesdienste im Kirchenjahr. Nicht nur der Sonntag, sondern auch das Kirchenjahr gibt uns als Christ*innen einen Rhythmus für unser Leben. Es beginnt mit der Erwartung und dem Kommen Jesu Christi in unserer Welt (Advent, Weihnachten und Epiphanias). Dann bedenken wir den Weg Jesus Christi, seinen Tod und den Sieg über den Tod (Passionszeit und Ostern). Wir feiern, dass Gott mit seinem Geist immer mitten unter uns ist (Pfingsten) und haben dann Zeit zu bedenken, wie wir unseren Glauben an den dreifaltigen Gott, den Vater und Schöpfer, den Sohn und den Heiligen Geist, gestalten wollen und können (Trinitatiszeit). Und indem wir das Kirchenjahr in unserer Friedenskirchengemeinde gestalten, erleben wir den Rhythmus des Lebens mit Neuanfang und Vergehen, mit Scheitern und Gelingen, mit Dankbarkeit und dem Schöpfen von neuer Zuversicht. Alle sind eingeladen, die Sonn- und Feiertage in unserer Gemeinde mitzufeiern und mitzugestalten.

Stefanie Graner

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Kultur & Soziales Leben

Der christliche Glaube prägt bis heute unsere Kultur: Kirchliche Musik, Kunst und Architektur haben über die Jahrhunderte hinweg Meisterwerke hervorgebracht, die Menschen tief bewegen können. Vielfach ermöglichen dabei kirchliche Gebäude eine einzigartige Atmosphäre musikalischer Veranstaltungen ebenso wie von Ausstellungen

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Kirchenmusik

Kirchenmusik ist kirchenkulturelles Erbe, Identifikation und fester Bestandteil der Friedenskirchengemeinde. Hier wird traditionell alle zwei Jahre an Silvester das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach aufgeführt. Jedes Jahr erklingt ein großes Oratorium wie z.B. Haydns „Schöpfung“, Mozarts „Requiem“, Telemanns „Donnerode“ usw. In diesem Jahr wird eines der populärsten Oratorien der Kirchenmusikgeschichte zu hören sein: Solisten, Orchester und Kantorei der Friedenskirche werden Mendelssohns „Elias“ aufführen – ein zweistündiges Oratorium, das wie kein anderes Oratorium die Kirchenmusik nachhaltig geprägt hat. Neben den großen Choraufführungen stellen auch die Kinder- und Jugendchöre einen großen Schwerpunkt dar. In Singspielen und Musicals begeben sich die Kinderchöre der Friedenskirche in die Fußstapfen der großen Singschulen und Chortraditionen. Auch die Bläserarbeit zählt zur traditionellen kirchenmusikalischen Gemeindearbeit und verbindet soziales und kulturelles Leben. Kulturelles Erbe ist gerade die Orgel und die Orgelmusik. Möglichst viele Genres und Epochen werden in der Friedenskirche in Gottesdiensten und Konzerten dargestellt. In den klassischen Orgelkonzerten werden vor allem große Barock-Werke z.B. von Johann Sebastian Bach aufgeführt. Andere wichtige Epochen wie die Romantik, die Orgelsymphonik gerade aus Frankreich und sowohl die klassische als auch die populäre Moderne werden zunehmend in den nächsten Jahren hier zu hören sein. Die architektonische Größe der Peter-Orgel im Kirchenraum stellt selbstbewusst das musikalische Pendant zum theologischen Gegenüber, dem Altarraum, dar. Die Orgel spiegelt das Wort wider, bestätigt das Gesagte und transportiert die Stimmung und den Geist durch Improvisation und passend ausgewählte Orgelliteratur.

Johannes Pflüger

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Der Bücherschrank

Zur Kultur gehören auch Bücher Einige Jahre war der Bücherkeller im Pfarrhaus eine beliebte Schmökerstube, in der kultureller Austausch und soziales Leben stattfanden. Heute erfreut sich der Bücherschrank auf dem Kirchvorplatz großer Beliebtheit. Schön, dass junge Menschen diesen tollen Schrank für uns gebaut haben. Immer wieder sehe ich dort Menschen, die Bücher einstellen oder nach Lesestoff suchen. Damit alle Spaß an den Büchern haben, sorgen die sechs Frauen unseres Bücherschrankteams für Übersicht und Ordnung. Möge dieser Bücherschrank uns allen noch viel Freude machen.

Ingrid Holzscheiter

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Schönheit der Kirche

Es ist Sonntagmorgen. Die Glocken läuten und ich mache mich auf den kurzen Weg in die Friedenskirche zum Gottesdienst. Im Eingang noch Getümmel, ich werde freundlich begrüßt und mit dem ausgestattet, das für meine Teilnahme am Gottesdienst benötigt wird, Gesangbuch oder Liedzettel, ggf. Stifte oder Anderes. Dann betrete ich durch die Glastüren den Kirchraum. Das Zeltdach unserer Friedenskirche erinnert mich immer an das Zelt Gottes, das sicher wohnen lässt und Schutz und Geborgenheit schenkt (Jesaja 3,20). Und es erinnert mich an die Liedzeile aus dem Gesangbuchlied „Komm in unsre stolze Welt“ EG 428, 4: „Komm in unser festes Haus, der du nackt und ungeborgen. Mach ein leichtes Zelt daraus, das uns deckt kaum bis zum Morgen; denn wer sicher wohnt, vergisst, dass er auf dem Weg noch ist.“. Geborgen unterwegs zu sein in einer Welt, in der nichts sicher ist, das gibt mir Zuversicht für meinen Weg. Ich nehme Platz in der Kirchenbank mit Blick auf die Fenster. Sonnenstrahlen erleuchten die schönen Farben. Musik ertönt und ich kann zur Ruhe kommen. Ich bin kein besonderer Fan von Orgelmusik, höre sie zu Hause nie. Aber sonntags in der Friedenskirche mit dem weiten Kirchraum, den schönen Fenstern, der Gemeinde um mich herum, berührt sie manches Mal mein Herz, so dass ich spüren kann, dass es etwas gibt, das größer ist als ich, das mich hält und trägt, das mir den Weg weist in meinem Leben und in dieser Welt, das mich und die ganze Schöpfung liebt, so wie kein Mensch lieben kann. Aber ich kann es immer wieder neu versuchen. Danke, lieber Gott.

Stefanie Graner

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